Schmidt Reinhard

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Ascheimer (Hauptpreis 2011)

Auf der Lister Meile bekomme ich in einem Café ein Stück Kuchen geschenkt.

Und oft mag ich das nicht. Und dann gehe ich immer in den Supermarkt zur

Bäckersfrau. Und dann frag ich sie, ob sie das in den Ascheimer wirft. Als ich

das erste Mal da war, da sagte sie, den haben Sie sich doch eben gekauft, wollen

Sie den nicht essen? Und ich habe gesagt, nein, nicht gut, Ascheimer. Und da

sagte sie, na gut. Ein anderes Mal, wo ich zu Anfang noch kam, hat sie gesagt,

soll ich den Ihnen nicht ein wenig einpacken, damit Sie ihn später essen können?

Und da sagte ich, nein, lieber Ascheimer. Und da hat sie gesagt, na gut. Und

jetzt läuft es immer so: ich gehe rein und da hat die Salatfrau gesagt, dein

Freund kommt wieder, hat sie zur Bäckersfrau gesagt. Und wenn ich jetzt

reinkomme, sage ich immer Guten Tag, werfen Sie das bitte in’ Ascheimer. Da

sagt sie, ja, das werfe ich weg. Und dann sag ich, oh Dankeschön. Dann sagt sie,

oh Bitteschön. Und dann geh ich wieder raus. Und als mal Leute drin waren,

sagte sie, der kommt jeden Tag und bringt ein Stück, und wenn er jetzt

reinkommt, muss ich schon immer lachen.

02.07.98

Wie kam es zu dem Text: weil ich in Kiel im Heim ganz still gesessen habe die

ganze Zeit und nicht gesprochen habe.