Zech Elisabeth
Suchbegriffe:
- Vorarlberg
- Lebensbericht
- Freude
Texte:
Ich bin Elisabeth, eine geschickte, fleißige Frau (Ehrenliste 2009)
Ich heiße Elisabeth und bin bald 42 Jahre alt. Ich lebe mit Rosa, sie ist
älter als ich, in einer 3- Zimmerwohnung in Bludenz. Ab und zu streiten
wir, aber zusammen haben wir ein gutes Team.
Im Bundesgymnasium Bludenz arbeite ich am Kiosk der Caritas Bludenz.
Sieben Frauen sind wir und die sind alle fleißig und ganz besonders
schaffig bin ich. Wir müssen jeden Tag, nur Samstag und Sonntag nicht,
die Jause für über 100 Schüler zubereiten und Mittagessen kochen. Bei
uns gibt` s Wurstsemmeln, Kässemmeln, Schinkensemmeln, die belegen
Irmi und ich, Nussgipfel, Bauernkrapfen, Zimtschnecken, Balisto, Mars,
Twix, Kaugummi, Fitnessteller, Pommes, Schnitzel, Schnitzelsemmeln,
Pizza und Getränke. Und den Speisesaal putzen, zusammenkehren, die
Tische putzen, das mache ich auch gerne. Es muss alles immer sauber
sein und nachmittags gegen drei kommen sie dann noch Eis kaufen, die
Schüler und die Lehrer, ja genau, die auch. Dieses Jahr kaufen die Schüler
nicht mehr so viel wie sonst, alle müssen mehr sparen, ich auch, denn ich
will im Juni nach Oberösterreich zur 1. Special Olympics Österreichischen
Bocciameisterschaft fahren. Ich freu mich schon drauf und schlaf mit
Melanie zusammen. Da kommen Athleten aus allen Bundesländern. Ich
bin jetzt schon glücklich und gespannt.
Bei Special Olympics und im, wie soll ich sagen, im In-te-gra-ti-ven
Sportverein in Bludenz im Turnsaal oder im Freien spiele ich seit 10
Jahren mit anderen Sportlerinnen und Sportlern bei Monika Boccia. Wenn
wir viel trainiert haben, fahren wir alle zusammen jedes Jahr mit dem Bus
nach Grein an die Donau zum Turnier. Silber und Bronze habe ich schon
gewonnen. Bocciaspielen ist sehr schwer. Die große Kugel ist ein Kilo
schwer, wie eine Tüte Mehl. Sie muss ganz in die Nähe vom Palino. Der
Palino ist rot oder weiß und ganz klein und ich schaue mit den Augen
genau auf den Palino. Alle müssen leise sein, damit ich denken und mich
kon-zen-trie-ren kann. Dann bin ich eine gute Sportlerin.
In meiner Freizeit male ich in meinem Zimmer auch viele bunte Blumen,
Wolken, die Sonne, Bäume, Marienkäfer, Schmetterlinge, Häuser, Kirchen,
Mandalas, tausende Herzen und die Mickymaus.
Meine Bilder hänge ich selber auf oder verschenke sie.
Maria Steiner, Irmi, Christine, Monika, Maria, die Rita, Carmen, Karin,
Julia und Sabine sind meine Freundinnen.
Als Freund habe ich Robert, den Schleimi, aber er ist mein Schatz.
Manchmal ist er blöd, echt war. Der will immer mit mir telefonieren, ich
soll ihn heiraten und mit ihm Kinder kriegen, nein, nein, du,
Verlobungsringe will er auch noch kaufen. Mir ist das zu viel.
Dietmar ist, kann ich sagen, seit 14 Jahren mein guter Freund.
Mit ihm tanze ich gerne eine schnelle Polka.
In Alaska bei den Special Olympics World Winter Games 2001 war ich
auch dabei.
„Lasst mich gewinnen! Doch wenn ich nicht gewinnen kann, so lass es
mich wenigstens mutig versuchen!“
So denke ich für mich selber und so denkt Special Olympics. Im 1000m
Langlaufen habe ich Bronze gewonnen.
Schnell, im Sauseschritt, bin ich auf der Loipe gelaufen. Nur 2 Frauen
haben mich überholt und auf der großen Tafel habe ich gelesen, 3. Platz,
Elisabeth Zech. Die Medaille war groß und dick. Bei der Siegerehrung
haben mir mindestens 40 Leute gratuliert und mich auf die Wangen
geküsst. Ich war sehr stolz, aber müde.
Dort sprechen alle englisch, ich habe sie nicht ganz verstanden, aber es
hat mir gut gefallen.
Beim Frühstück und beim Abendessen haben uns ein Kellner und eine
Kellnerin verwöhnt. Ein Buffet war aufgebaut und ich habe Kaffee,
Orangensaft, Toastbrot, Marmelade, Obstsalat und Kuchen geholt.
Das Hotel war groß und der runde Tisch war sauber und weiß gedeckt.
Wir hatten sehr schöne Stoffservietten und haben gegessen wie ein König.
Die Gläser und das Geschirr waren herrlich und die Lichter haben
geleuchtet.
In der Stadt, in Anchorage, habe ich 2 Special Olympics Jacken und
Postkarten gekauft. Die Karten habe ich an Rita, Rosa, Mama, Christine
und Maria geschickt.
Eine Winterkappe, ein T-Shirt, Pins, einen Alaskahund, ein Kuschelbär,
Buntstifte, Duschbad, Schampon, eine Zahnbürste und Zahnpasta, ein
Buch, eine Rassel und Süßigkeiten habe ich geschenkt bekommen.
Mein Gott, mit dem Koffer mussten wir uns dann abmurksen. Der Koffer
war so dick, dass der Schlüssel abgebrochen ist. Mit Klebeband und einem
Gürtel haben wir ihn zugebunden und zum Flugzeug bebracht. Alles war
gut und nichts ist verloren gegangen, nur mir war es peinlich, mit dem
kaputten Koffer.
Nach dem Rückflug war in Bludenz in der Caritas war ein großer Empfang.
Im Turnsaal in unserer alten Werkstätte spielten mehrere Musikkapellen.
Meine Eltern und meine Oma waren da. Der Bürgermeister Katzenmayer
und Landesrat Siegi Stemer haben uns begrüßt und mir gratuliert.
Bertram Jäger, unser Obmann vom In-te-gra-tiven Sportverein, viele
Sportler und Heinrich Olsen waren auch da. Ich war glücklich, Alaska war
schön und der Empfang mit den vielen Leuten war noch schöner.
Zufrieden, aber müde bin ich mit Rita nach Hause gefahren.
Nach Mitternacht, um 1 Uhr bin ich aufgestanden und musste am Telefon
133 wählen und die Rettung holen.
Mir war hundsschlecht, ich hatte Bauchweh, mir war schwindlig und ich
musste ins Spital. Eine Magenspiegelung wurde gemacht, eine Kanüle an
die Hand gesetzt, ich hatte Gallensteine. Mein Gott bin ich schwach
gewesen. Ich habe geweint.
Zuerst war ich glücklich und zufrieden und jetzt dass, ich wurde operiert
und war lange krank. Wie lange weiß ich nicht mehr. An der Narbe hat
der Doktor dann noch die Fäden gezogen. Das hat gekitzelt, ich durfte
nicht kratzen und nicht baden und ich musste Diät halten. Die Narbe ist
gut verheilt und alles ist gut vorüber und vorbei.
Das war ein trauriges Ende, aber Alaska war eine Reise Wert.