Massner Isabella
ist 1984 geboren und lebt in Wels. Sie hat die Teilabschlussprüfung zur Bürokauffrau gemacht und Berufspraxis in unterschiedlichen Bereichen gesammelt: zum Beispiel in der Lagerverwaltung, im Büro und im Pflegeheim. Fallweise arbeitet sie in der Redaktion „Kupfermuckn“ mit.
Suchbegriffe:
- Oberösterreich
- Lebensbericht
- Leben mit Behinderung
Texte:
Mein Leben (Ehrenliste 2023)
Ich bin 38 Jahre alt, bin in Wels geboren und aufgewachsen.
Meine Hobbys sind: Kochen, Basteln, Backen, mit den Katzen spielen.
An einen Teil meiner Kindheit kann ich mich erinnern: Ich war anderes als die normalen Kinder, ich wurde ausgespottet, geärgert von den anderen Nachbarskindern, ich durfte nicht mitspielen. Einmal hatten sie mir einen großen Stein auf den Kopf geschlagen, und ich musste ins Krankenhaus, um genäht zu werden.
Meine Geschwister mochten mich nicht, weil ich anders war.
Ich musste alles tun zuhause: Wäschewaschen, Wäsche aufhängen, Einkaufen gehen, meinen jüngeren Bruder zur Schule bringen und wieder abholen.
Ich bin in einen ganz normalen Kindergarten gegangen, zusammen mit meinem Bruder.
Ich bin in eine Vorschule gegangen, aber die Lehrerin hatte bemerkt, dass ich mit dem Lernen Schwierigkeiten habe. Ich habe das nicht so bemerkt. Eines Tages kam eine Dame vom Jugendamt zusammen mit meiner Mutter und sie haben mich von der Schule genommen. Und in einer Sonderschule angemeldet, wo andere Kinder mit Beeinträchtigungen sind.
In der Sonderschule war ich bis zu meinen 10. Lebensjahr, dann brachte mich die Dame vom Jugendamt ins Heim. Meine 2 anderen Brüder sind in einem Kinderdorf untergebracht worden. Meine Schwester war die älteste und blieb zuhause.
Das Leben im Heim war nicht so schön. Ich musste anderen die Zimmer putzen. Die Erzieherinnen von dem Heim hörten beim Telefonieren immer mit und erzählten dann immer alles der Heimleiterin weiter. Ich durfte nicht bei Veranstaltungen mithelfen und wurde immer weggeschickt. Die Schule war nicht so toll, ich kam mit dem Unterricht nicht klar wie z.B. in Englisch, und auch in anderen Bereichen.
Die Hausaufgaben musste ich allein machen, das habe ich auch versucht, konnte es aber nicht. Als ich 11 Jahre alt war, nahm mich meine Mutter aus dem Heim, ohne Rücksprache mit dem Jugendamt. Danach hatte die Heimleiterin die Dame vom Jugendamt verständigt, und diese kam wieder zu uns nach Hause, und sagte, dass ich wieder ins Heim zurückmuss, aber ich habe gesagt ich will nicht mehr, ich will nicht, ich habe mich entschieden, dass ich weiter in die Sonderschule gehen will.
Ich bin dann bis zu meinem 15. Lebensjahr in die Sonderschule gegangen, habe dazwischen ein Schnupperpraktikum in der Lebenshilfe Wels gemacht, das hat mir sehr gut gefallen. Die Lehrerin war nicht so begeistert, aber es war meine Entscheidung, und ich bin nach Beendigung der Schule einige Jahre zu Hause geblieben.
Im Jahr 1999 bin ich in die Lebenshilfe Tagesheimstätte Wels aufgenommen worden, lernte dort Nähmaschinen nähen, Dinkel-polster bemalen, Babylätzchen mit Namen zu besticken. Dort bekam man ein wenig Taschengeld zum Leben. Wir machten Urlaub, das nannte man Ferienaufenthalt.
Bis zu dem Jahr 2001 bin ich in die fachorientierte Tagesheimstätte Wels gewechselt. Da lernte ich Keramikarbeiten, Verkaufsmitarbeit, Kassa, Belege schreiben, Kundenkontakt.
2004 ist plötzlich mein Vater verstorben. Zu der Zeit wohnte ich schon in einer Wohngemeinschaft von der Lebenshilfe.
2009 bin ich von der Wohngemeinschaft der Lebenshilfe Wels ausgezogen, in eine eigene Wohnung, hatte aber noch keine Betreuerin, die für mich zuständig war. Einige Tage später bekam ich einen Magenbypass im Krankenhaus. Ich hatte sehr starkes Übergewicht.
Habe stark abgenommen, musste mich immer wieder übergeben. Bis ich raus fand, was ich Essen durfte oder nicht.
Einige Wochen später bekam ich eine zuständige Betreuerin, aber die blieb auch nicht lange bei mir.
2010 ist meine Mutter plötzlich verstorben. In der Nacht hatte ich einen Traum, dass etwas passiert sei, ich habe mir aber keine Gedanken gemacht, wer das sein konnte.
Am nächsten Tag fand ich meine Mutter im Schlafzimmer hinter der Türe, sie hatte die Augen weit offen und war eiskalt, ich hatte einen Schock und musste mich beruhigen.
Es war keiner da, der mir helfen konnte, daher rief ich den Rettungsdienst an und habe alles erzählt, die waren dann sofort bei mir, die konnten nur den Tod feststellen.
Einige Wochen später bekam ich seelische Unterstützung von der Hospiz Wels. Nach ein paar Monaten brach ich in meiner Wohnung zusammen, hatte einen Kreislaufzusammenbruch, der Hausarzt musste mich sofort ins Krankenhaus überweisen, da meine Blutwerte sehr schlecht waren. Ich bekam eine Bluttransfusion, dann ging es mir schon besser, musste aber einige Wochen im Krankenhaus bleiben.
2010 kam wieder eine neue Betreuerin, die kam ursprünglich aus Brasilien, hatte 2 Kinder, verstarb im Jahr 2018 an Leukämie. Ich war sehr traurig darüber, sie war fast wie meine beste Freundin.
2011 Bekam ich eine Brustverkleinerung und einen Bodylift.
Danach bekam ich wieder eine Betreuerin, die blieb sehr lange bei mir. Außerdem habe ich beim Verein Miteinander GmbH im Bürobereich geschnuppert.
Zum Schluss blieb ich noch bis zum Jahr 2012 bei der Lebenshilfe Wels, habe dort den Verkauf übernommen, habe Mitarbeiter eingeschult und ihnen alles beigebracht.
Dann bin ich 2012 zu dem Verein Miteinander GmbH gewechselt, habe dort eine Anlehre als Bürogehilfin gemacht, da lernte ich Faxen und Scannen, Kopieren, Botengänge zu machen, Briefe schreiben, Zeiterfassungsbögen kontrollieren.
Bin 1 Jahr zur Schule gegangen, und das machte ich bis zum Jahr 2015 bis zu meiner Teilabschlussprüfung. Da musste man auch vieles lernen, war schwer, aber ich habe es geschafft.
Seit 2015 bin ich als Arbeitssuchende beim Ams gemeldet.
2015 habe ich ein freiwilliges Jahr angefangen im Alten-Pflegeheim Wels. Meine Aufgaben waren: Vorbereitungen der Mahlzeiten, Bettenreinreinigung und Verteilung der Bewohnerwäsche.
2016 durfte ich vom AMS Wels eine Arbeitserprobung im Seniorenbereich Diakoniewerk machen.
Seit 2017 schreibe ich fallweise bei Artikel für die Redaktion Kupfermuckn Linz.
2018 bin ich in meiner Wohnung ausgerutscht, bin auf das rechte Knie gefallen, musste dann 2019 operiert werden, hatte eine Lux Patella Verletzung.
2020 habe ich bei der Fab Prowork Wels eine Arbeitserprobung für 3 Monate gemacht, musste aber abbrechen, weil ich plötzlich Schmerzen im Unterlaib bekommen habe. Bin dann zum Arzt gegangen, der hat mich krankgeschrieben. Da ich 3 große Myome und noch eine Zyste gehabt habe musste ich operiert werden. Danach war ich im Krankenstand.
2021 bis 2022 wurde ich zum StandUP vom AMS zu-gebucht, die Beraterin schrieb Lebenslauf, Bewerbungen und hatte Kontakte geknüpft, aber leider keinen Erfolg. Wir hatten regelmäßig Gespräche.
Seit 2021 Schreibe ich für die Lebenshilfe Zeitung in Einfacher Sprache. Und bin ich freiwillige Mitarbeiterin in der Lebenshilfe Wels in einem Wohnhaus, wo Menschen mit Beeinträchtigungen leben.
Meine Aufgabe ist eine demenzerkrankte Person in der Freizeit zu betreuen. Kinobesuch, Schwimmen gehen, Essen gehen, Kaffeehaus Besuch, Ausflüge machen.